Workshopreihe in Kooperation mit der Inklusiven OT Ohmstraße und dem Bundesverband Jugend und Film
2022 führte die LAG LM als Landesverband für NRW in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Jugend und Film e.V. (BJF) und ihrem Mitglied Inklusive OT-Ohmstraße in Köln-Porz drei filmpädagogischen Workshops als Präsenzveranstaltung durch. Unter dem Motto „Inklusive Vielfalt im Film – So wollen wir gezeigt werden“ fanden die Workshops jeweils in den Oster-, Sommer- und Herbstferien statt. In den Workshops setzten sich die Teilnehmenden mit Diversität in Filmen auseinander. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Darstellung von Menschen mit einer Behinderung. Dafür wurden gemeinsam Aspekte erarbeitet, die aus der Sicht der Teilnehmenden für die Darstellung wichtig sind. Anschließend wurde gemeinsam ein Film geschaut und dieser hinsichtlich der zuvor erarbeiteten Aspekte besprochen. Zum Schluss haben die Teilnehmenden einen Trailer zu einem eigenen inklusiven Filmkonzept gedreht.
Erster Workshop am 13. April 2022
Zum Einstieg in die Thematik wurde ein Plakat zur Frage „Was braucht man für einen Film?“, erstellt. Die Kinder und Jugendlichen suchten hierzu Fotos auf der Seite Pixabay, stellten diese auf einem Plakat zusammen und schrieben Beschreibungen zu den Bildern. Anschließend wurden den Teilnehmenden Bilder von unterschiedlichen Personengruppen gezeigt, die sie beschreiben sollten. Die Projektleitung stellte die Frage, ob diese Personengruppen oft in Film-und Fernseher zu sehen sind. Diese Frage eröffnete einen intensiven Austausch von eigenen Erfahrungen mit Behinderungen, Rassismus und übergewichtigen Menschen in Film und Fernsehen. Die Teilnehmenden reflektierten sich und besprachen sensible Themen, die sie auch oftmals selbst betrafen. Gemeinsam erarbeiteten sie, dass es wichtig ist, unterschiedlichste Menschen so wie sie sind in Film und Fernsehen darzustellen und vor allen Dingen nicht von „nicht betroffenen“ Personen schauspielern zu lassen.
Danach wurde gemeinsam der „Wunder“ angeschaut. Bei der anschließenden Analyse konnten die Kinder und Jugendlichen ihre zuvor erworbenen Skills und Kenntnisse zum Einsatz bringen. Zum Schluss des Workshops erstellten die Teilnehmenden ein eigenes inklusives Filmkonzept und drehten einen passenden Trailer dazu. In ihrem eigenen Horrorfilm, den sie mit iMovie zusammenstellten, spielten alle Kinder und Jugendlichen sich selbst und natürlich auch so, wie sie sind. Sie dachten sich tolle Effekte aus und bearbeiteten den Film zusätzlich mit einem schwarz-weißen Filter, um den schaurigen Effekt hervorzuheben.
Zum Abschluss des Projekttages wurde der Film über den Fernseher angeschaut. Die Kinder und Jugendlichen waren sehr begeistert und teilten mit, einen zweiten Teil dieses Filmes drehen zu wollen. Zur Feier des Tages erhielt jede*r Teilnehmende ein Zertifikat, was ihnen ermöglicht, ab sofort, gegen angemessenen Pfand, Tablets in der Inklusiven OT Ohmstraße auszuleihen.
Weitere Workshops im Sommer und im Herbst
Die Workshops in den Sommer- und Herbstferien richteten sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren.
In den Sommerferien wurde nach einem Einstieg in das Thema und der gemeinsamen Erarbeitung unterschiedlicher Diskriminierungsmerkmale der Film Systemsprenger (Nora Fingscheidt, Deutschland, 2019) geschaut. Anschließend konnten Fragen gestellt und Eindrücke gesammelt werden. Keine*r der Teilnehmenden hatte den Film bisher gesehen, und die Jugendlichen hatten viele Fragen zur Hauptdarstellerin und deren Behinderung/chronischer Erkrankung. Dank der fachlichen Expertise der Referentin konnten alle Fragen beantwortet werden. Dies vermittelte den Jugendlichen Sicherheit und sorgte für Verständnis. In einem weiteren Schritt sammelte die Gruppe, mit Blick auf die zuvor erarbeiteten Aspekte, Diskriminierungskategorien, die ihnen im Film begegnet und aufgefallen sind. Diese waren sehr differenziert und ließen darauf schließen, dass sich die Gruppe intensiv mit dem Film beschäftigt hat. Im Anschluss drehten die Jugendlichen ein Video, in dem alle Teilnehmenden Aspekte nannten, die sie gern an Vielfalt in Film und Fernsehen sehen möchten.
Im Herbst stand der nächste und letzte BJF-Workshop für dieses Jahr an. Neun Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren mit und ohne Behinderungen nahmen im Rahmen einer Ferienfreizeit am Workshop teil. Zunächst wurde der Begriff Diskriminierungskategorie (für welche Dinge werden Menschen diskriminiert?) besprochen und die Bedeutung für Menschen mit Diskriminierungserfahrungen herausgearbeitet. Anschließend wurde gemeinsam der Film Ziemlich beste Freunde (Olivier Nakache und Éric Toledano, Frankreich, 2011) im Hinblick auf die zuvor erarbeiteten Kategorien geschaut und analysiert. Besonders beschäftigt hat die Jugendlichen die Darstellung von People of Color als sozial schwache und kriminelle Personen. Zudem war die Gruppe im Zwiespalt, wie mit Menschen mit Behinderungen umgegangen werden soll. Deutlich wurde, dass der Film zwei Extreme darstellt: Mensch mit Behinderung als unmündige Person, die „erzogen und bevormundet werden muss“, und Mensch mit Behinderung, der als Mensch betrachtet wird, aber extremer Diskriminierung durch Späße und Witze ausgesetzt ist. Zum Abschluss des Workshops erstellte die Gruppe eigene Ideen zu einem Trailer mit dem Titel Ziemlich beste Freunde. Diese unterschieden sich kaum vom Originalfilm, es wurden lediglich die Diskriminierungs-kategorien aufgebrochen.
Erfolgreicher Abschluss der Workshopreihe
In allen drei Workshops wurde das große Interesse der Teilnehmenden deutlich. Die regen Diskussionen sowie der sehr reflektierte Austausch über die eigenen Erfahrungen zeigten eine sensibilisierte Haltung der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen in den Bereichen Inklusion und Diskriminierungskategorien. Dabei war der Umgang miteinander in allen Workshops stets von Verständnis und Respekt geprägt. Das starke Interesse, die vielen Anmeldungen und die erfolgreichen Workshops führten dazu, dass wir eine Fortsetzung der Reihe im nächsten Jahr beim BJF eingereicht haben.