Status: inklusiv!

Bericht: Das war das inklusive Ideen-Labor am 05. April 2025

Hochkonzentriert blickt die zwölfjährige Daria auf die Kappe in ihren Händen. Unter der Folie des Bügelbildes kommt nach und nach eine kleine gelbe Glühbirne zum Vorschein – ein Symbol für das, was an diesem Tag geschehen sollte: gemeinsam Ideen für eine inklusive Zukunft entwickeln.

Daria ist eine von über hundert jungen Menschen, die am 5. April 2025 zum Hackathon ins Jugendkulturhaus |CULTRA| nach Brühl gekommen sind. Die Veranstaltung bildet das große Finale des Projekts Status: inklusiv! Jugendliche an sechs Standorten in Nordrhein-Westfalen – Aachen, Brühl, Köln, Lüdenscheid, Moers und Neuss – konnten einen barrierefreien Umgang mit Social Media erlernen und anschließend als ausgebildete InkluCoaches selbst auf ihren eigenen Projekt-Accounts aktiv werden. An diesem Samstag standen jedoch keine Instagram-Inhalte im Vordergrund. Beim Jugend-Hackathon, der gemeinsam von der LAG Lokale Medienarbeit NRW e.V. und den InkluCoaches geplant wurde, wurden die Themen Inklusion und Vielfalt auf kreative Weise erlebbar.

Sensibilisieren für ein besseres Leben

An sieben Stationen könnten die Teilnehmenden im Alter von zwölf bis 26 Jahren gemeinsam über sich hinauswachsen und allerlei Medienideen gestalten. Sie produzierten einen eigenen Podcast, schrieben ihren persönlichen Rap-Text, gestalteten Textilien und bewiesen fotografisches Talent: „Unser Raum war gefüllt mit Liebe. Jede*r war willkommen!“, so Christian „Cizzah“ Schons aus der Kinder- und Jugendeinrichtung „Take Five“ Bilderstöckchen.

Im folgenden Video kann das Ergebnis aus dem Rap-Labor angehört werden:

Zur gleichen Zeit konnten die Jugendlichen beim Rollstuhl-Parcours des Brühler Turnvereins 1879 e.V. ein tieferes Gespür füreinander und für die Bedeutung eines barrierefreien Alltags entwickeln. „Es ist gar nicht so einfach, die Hindernisse zu überwinden“, sagte die 27-Jährige Lara, die erstmals Erfahrungen im Rollstuhl sammelte. „Aber es ist schon interessant und mit ein bisschen Übung klappt es immer besser.“

Die Spielstation der Initiative Gaming ohne Grenzen sensibilisierte die jungen Teilnehmenden für assistive Technologien und zeigte ihnen, wie Inklusion auch beim gemeinsamen Zocken umgesetzt werden kann. „Für mich war es etwas ganz Neues, anstatt mit den Händen mit den Augen zu spielen. Aber es war eine coole Erfahrung“, berichtete die 13-Jährige Anastasia nach ihrer Gaming-Runde mit dem Eyetracker.

Wie wollen wir zusammenleben?

Das inklusive Ideenlabor bot den Jugendlichen nicht nur Platz für kreatives Ausprobieren, sondern auch Gelegenheit, über ihre Vorstellungen einer inklusiven Zukunft nachzudenken. „Wie wollen wir zusammenleben?“ war eine zentrale Frage, die an diesem Tag immer wieder aufgeworfen wurde. Es ging darum, ein gesellschaftliches Miteinander zu entwerfen, in dem jeder Mensch gleichermaßen teilhaben kann.

Den Anfang machte ein Panel-Talk, indem junge Menschen, darunter Aktivistin und Journalistin Natalie Dedreux oder der parteipolitisch Aktive Joel Dralus erklärten, wie sie sich dafür einsetzen, dass alle Menschen gut zusammenleben können. Tanja vom inklusiven Brühler Rollstuhl-Basketball, Bariş von der Initiative Gaming ohne Grenzen und Jessi vom inklusiven Theater-Ensemble „Perfekt ist soo langweilig“ berichteten zudem über ihre Erfahrungen in Kunst, Kultur und Sport. „Jeder Mensch hat immer eine Stimme und ich habe Lust, meine lautstark einzusetzen“, fasste Joel passend zusammen.

Das Vision Board von Medientrainerin Maria Steinmetz wurde zum Raum, in dem sich Wünsche und Visionen für eine inklusive Zukunft visualisieren ließen. In Bildern, Texten, Symbolen und Farben drückten die Jugendlichen ihre Gedanken zu Themen wie Barrierefreiheit, Teilhabe und Chancengleichheit aus. Zusätzlich sammelten die Teilnehmenden ihre Lieblingsorte. An diesen Orten – sei es ein Jugendzentrum, ein Park oder eine Bibliothek – fühlen sie sich besonders wohl, weil dort Inklusion spürbar ist und Hürden nicht (mehr) existieren.

Projekt sorgte für Begeisterung

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es für die Organisator*innen einen großen Applaus und strahlende Gesichter. Auf die Frage, ob die Erwartungen an die Veranstaltung erfüllt wurden, sagte Richard Krings, aus dem Team der LAG LM: „Ich würde sagen, sie wurden sogar übertroffen! Wir waren überwältigt von der positiven Stimmung und von dem, was die Jugendlichen in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben!“ Das spiegelten auch die InkluCoaches, die an diesem Tag das große Finale ihres Projekts feierten: „Ihnen hat das Projekt großen Spaß gemacht. Einige von ihnen haben angekündigt, die Instagram Accounts auch nach Projektende weiter bespielen zu wollen. Das freut mich besonders!“

Über das Projekt

Unser Ziel ist es, Begegnungen zwischen Jugendlichen mit und ohne Behinderung zu schaffen, um soziale Medien bunter und vielfältiger zu machen. Dabei steht nicht nur das Wissen über Social Media im Vordergrund, sondern auch die Themen Barrierefreiheit und Diversität. Wir glauben nämlich, dass soziale Medien nur dann wirklich inklusiv sind, wenn sie nicht nur technisch zugänglich sind, sondern auch die Vielfalt ihrer Nutzer*innen widerspiegeln. 

In unserem neuen, von der Aktion Mensch geförderten Projekt, vernetzen wir zu Beginn Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie der Eingliederungshilfe in sechs Städten Nordrhein-Westfalens. Diese Einrichtungen unterstützen wir, eigene Jugend-Accounts auf Social Media Plattformen einzurichten, welche dann von den Jugendlichen selbst bespielt werden. Natürlich geschieht das Ganze unter fachlicher Anleitung, um ein Gefühl von Selbstwirksamkeit und Empowerment zu fördern, unabhängig von etwaigen Einschränkungen.

Weitere Infos zum Projekt und Ergebnisse

Status: inklusiv! ist auf Instagram unter @status.inklusiv zu finden. Dort sind auch die einzelnen Jugend-Accounts für Köln, Neuss, Lüdenscheid, Aachen, Moers und Brühl verlinkt. Weitere Informationen zu den einzelnen Standorten finden sich auf der nimm! Jugendplattform unter: deine.inklusive-medienarbeit.de/status-inklusiv/