Methode: Multimediale Stadterkundung
Mit Medienkompetenz den Stadtteil entdecken und neue Perspektiven schaffen
Mit Kamera, Mikrofon und Co. neue Perspektiven eröffnen – ein multimediales Stadterkundungsprojekt bietet jungen Geflüchteten die Chance, ihren Stadtteil auf kreative und persönliche Weise kennenzulernen und darzustellen. Sie können ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen und ihre Stärken nutzen, indem sie ihre individuellen Fähigkeiten im Projekt einbringen. Durch die Bereitstellung von unterschiedlichen Medien werden die Jugendlichen in ihrer Lebenswirklichkeit abgeholt.
Info
Anstatt den Fokus auf ein einziges Medium zu legen, können die von den Jugendlichen gewählten Inhalte über verschiedene Medien, z. B. Text, Fotografie, Audio und Video, erstellt und bearbeitet werden. So hat jede*r die Möglichkeit, sich mit den eigenen Fähigkeiten einzubringen.
Organisatorische Infos
- Medienkompetenz in unterschiedlichen Technologien fördern.
- Teilhabe durch digitale Medien stärken: Jugendliche in ihrer Lebenswelt abholen.
- Den Wert von Beteiligung vermitteln: Ermutigen, sich aktiv in die Stadtgesellschaft einzubringen. Zugehörigkeitsgefühl schaffen.
- Beschäftigung mit der Stadt und dem Ortsteil, in dem die jungen Geflüchteten nun leben
Teilnehmendenzahl: nicht begrenzt.
Empfehlung: Kernteam aus 5 Personen, die regelmäßig teilnehmen und das Projekt von Anfang an begleiten. Es können aber auch spontan weitere Jugendliche hinzukommen und einen Teil zum Endergebnis beitragen.
Empfohlener Betreuungsschlüssel: Mindestens eine hauptverantwortliche Fachkraft und eine unterstützende Kraft.
Die Anzahl der Tage kann je nach Bedarf angepasst und auch über einen längeren Zeitraum verteilt werden. Wir empfehlen: 1 Tag für die Vorbereitung, 3–4 Tage für die Durchführung, 1 Tag Evaluation mit Jugendlichen und Fachkräften in der Nachbereitung.
Ein gemütlicher Raum, in dem alle sich wohlfühlen können.
Je nach Aktionen und Teilprojekten weitere Zimmer, in denen z. B. ein Schnittplatz eingerichtet oder an der Fertigstellung der medialen Produkte gearbeitet werden kann.
- Laptops/PCs/Tablets
- Smartphones
- Mikrofone
- Film- und Fotokameras
- Lichtequipment
- Fotodrucker
- kostenfreie Software/Apps, wie z. B. Book Creator, iMovie, inShot, CapCut, Audacity
- Whiteboard, Flipchart
- Stifte, Plakate, Papier
Umsetzung
- Im Voraus die Technik testen und benötigtes Material griffbereit zur Verfügung stellen.
- Beim Einstieg für eine angenehme Atmosphäre sorgen, z. B. mit Getränken und Snacks.
- In kurzen Sätzen über das Projekt informieren und einen intensiven Austausch anregen, sodass Neugier und Interesse geweckt werden.
- Einen ersten gemeinsamen Spaziergang durch den Stadtteil unternehmen, bei dem nach interessanten Orten und Treffpunkten für Jugendliche gesucht wird (z. B. Sportplatz).
- Am nächsten Tag mit der Gruppe ein grobes Zeitraster für den Projektablauf erstellen und überlegen, welche Medien benutzt werden und welche medialen Endprodukte entstehen sollen.
- Zuverlässigkeit sowie regelmäßige Teilnahme der Jugendlichen sind sehr wichtig für die Durchführung der Methode. Sie müssen von Beginn an spüren, dass es ihr gemeinsames Projekt ist. Die Beteiligung der Jugendlichen durch aktive Mitgestaltung fördert Identifikation und Verantwortungsbewusstsein.
- Zum Start der Treffen jeweils eine kurze Einstiegsrunde machen, in der jede Person ihre aktuelle Befindlichkeit beschreiben kann.
- Rückblick auf das letzte Treffen und Planung der gemeinsamen Ziele und Aufgaben für den anstehenden Tag. Dabei Zeitplan aus der Vorbereitung berücksichtigen!
- Am Ende jedes Tages die Ergebnisse besprechen und Ziele, Aufgaben und den Termin fürs nächste Treffen planen und vereinbaren.
- Während der Projektphase arbeiten die Jugendlichen einzeln oder in Kleingruppen an den unterschiedlichen Teilprojekten.
- Wenn die Aufnahmen fertig sind – Foto, Video, Audio –, erfolgt die Nachbereitung: Aufnahmen selektieren, zusammenführen und bearbeiten, bis alle mit den jeweiligen Endprodukten zufrieden sind.
- Endprodukte dann noch in Produktion geben, z. B. wenn digital ein Fotobuch erstellt wurde oder externe Honorarkräfte für Schnitt und Finalisierung engagiert werden.
- Eine Abschlussveranstaltung planen, die einige Tage nach dem letzten Projekttag stattfindet. Im Vorfeld gemeinsam mit der Gruppe überlegen, ob die Veranstaltung nur für die Projektteilnehmenden sein soll oder ob auch externe Gäste (Freunde und Verwandte) eingeladen werden.
- Die Jugendlichen präsentieren dort ihre Werke; die unterschiedlichen Rollen der Teilnehmenden im Projekt können vorgestellt werden.
- Sich Zeit nehmen und herausfinden, welche Kompetenzen bereits vorhanden sind. Vorteil der Multimedialität: Alle Teilnehmenden können sich gemäß ihren Fähigkeiten, Kenntnissen und Vorlieben das Medium aussuchen, mit dem sie das Projekt gern umsetzen möchten.
- Sprachbarrieren beachten: Versuchen, genau und präzise zu sprechen, das jeweilige Sprachniveau der Teilnehmenden berücksichtigen und mit Hilfsmitteln – wie Piktogrammen, Bildern oder Übersetzungsapps – arbeiten.
Besondere Hinweise zur Arbeit mit Jugendlichen mit Fluchterfahrung
Vor der Planung und Durchführung des Projekts intensiv mit der Zielgruppe auseinandersetzen: Aus welchen Ländern/Regionen stammen die möglichen Geflüchteten, und unter welchen Umständen sind sie nach Deutschland gekommen? Wenn es die Ressourcen zulassen, ist es sinnvoll, Fachkräfte/Ehrenamtliche dabeizuhaben, deren Familien ebenfalls eine Migrationsgeschichte haben und die ggf. sogar mehrsprachig aufgestellt sind.
- Generell ist bei jedem Projekt mit Geflüchteten zu berücksichtigen, dass sich die Teilnehmenden selbst oder deren Familienmitglieder in Extremsituationen befinden. Viele tragen traumatische Erfahrungen und Erinnerungen in sich. Es kann immer wieder zu Vorfällen kommen, die durch die Fachkräfte schwer einzuschätzen sind. Daraus können punktuell massive Stimmungsschwankungen entstehen, die es zu lesen und aufzufangen gilt.