Methode: Videoredaktion
Selbst erzählen statt erzählt werden – Jungen Geflüchteten eine Stimme geben
An einer Videoproduktion mitwirken und der eigenen Stimme Gehör verschaffen – das fördert das Zugehörigkeitsgefühl und die Medienkompetenz. Die Jugend-Videoredaktion schafft über das Medium Film eine Brücke zu gemeinsamen Themen. Junge Geflüchtete bekommen die Chance, Dinge, die sie im Alltag in ihrer neuen Heimat beschäftigen, medial einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Veröffentlichung – z. B. über den TV-Lernsender NRWision – macht es möglich!
Organisatorische Infos
- Erwerb von Medienkompetenz
- Eine Möglichkeit bieten, die ganz persönliche Sicht auf Themen der eigenen Lebenswelt kreativ darzustellen und diese gemeinsam zu diskutieren:Kulturelle Teilhabe, öffentliche Meinungsbildung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit fördern Zugehörigkeitsgefühl und kritisches Denken. Sie wirken dem unreflektierten Glauben von Falschmeldungen entgegen (Prävention von Radikalisierung)
- Sprachförderung
Teilnehmendenzahl: mehrere Kleingruppen; in der aktiven Einzelarbeit 5 bis maximal 8 Teilnehmende.
Empfohlener Betreuungsschlüssel: 1–2 Fachkräfte pro Kleingruppe.
Der zeitliche Umfang richtet sich nach dem Projektziel.
Steht das fertige Produkt im Fokus: kurzer Zeitraum.
Um stärker in Beziehung zueinander zu treten und nachhaltig Integration zu fördern: längerer Zeitraum.
Ein Raum für Sitzkreis oder Tischgruppen mit genug Platz, um die Materialien und die Technik zu verteilen. Unterschiedliche Drehorte (auch außerhalb der Einrichtung) machen den Filmprozess noch spannender.
- Spiegelreflexkameras bzw. Smartphones auf dem aktuellen Stand der Technik
- ein oder mehrere Mikrofone
- Computer/Laptops/Tablets mit kostenfreier, leicht bedienbarer Videosoftware, wie z. B. iMovie, inShot, CapCut
- Internetzugang
Geräte, die für Aufnahmen benötigt werden, sollten von der Einrichtung gestellt werden. So haben alle dieselben technischen Voraussetzungen und können gleichermaßen mitmachen.
Achtung, Datenschutz!
Bei jungen Geflüchteten ist das Thema Datenschutz besonders wichtig. In der Regel sind die Details ihrer Fluchtgeschichte nicht bekannt, und persönliche Daten sollten daher besonders geschützt werden. Einverständniserklärungen zur Verwendung des Bild- und Tonmaterials müssen schriftlich vorliegen. Bei Minderjährigen mit Unterschrift der Erziehungsberechtigten.
Beispiel für eine Einverständniserklärung in Einfacher Sprache
Mögliche Konten, die für die genutzten digitalen Anwendungen (z. B. Schnittprogramme) notwendig sind, sollten von der Einrichtung angelegt werden, damit alle darauf zugreifen können und ihre persönlichen Daten nicht eingeben müssen.
Bildmaterial der Teilnehmenden kann (nach deren Einwilligung) über DSGVO-konforme Plattformen bereitgestellt werden, wie z. B. https://schicks.digital/ oder AirDrop für das direkte Teilen unter Apple-Geräten.
Umsetzung
- Ein gegenseitiges Kennenlernen der Teilnehmenden ermöglichen.
- Einen Überblick über das Projekt geben, z. B. in Form eines Plakats, das mit Piktogrammen und Bildern ergänzt wird, um sprachliche Hürden abzubauen.
- Erstellen einer Mindmap – einer grafischen Darstellung der Planungsschritte mit kurzen Stichpunkten, Bildern und Skizzen –, auf der die ersten Ideen zum Videoprojekt gesammelt werden.
- Sobald ein Thema festgelegt wurde, beginnt die Recherche. Hier kann man z. B. einen Laptop an einen Beamer anschließen, gemeinsam recherchieren und die Suchergebnisse besprechen.
Tipp:
Zu Beginn eines Projekts ist es ratsam, den Jugendlichen zu vermitteln, dass es kein richtig oder falsch gibt. Diese Botschaft etabliert einen sicheren Raum, in dem Ideen ohne Angst geäußert und einfach ausprobiert werden können.
- Aufbau der Videoredaktion: Arbeitsgruppen bilden und Verantwortlichkeiten verteilen, z. B. Kameraführung, Videoschnitt, Darsteller*innen, Musik.
- Den Jugendlichen selbst die Entscheidung für ihren Verantwortungsbereich überlassen und ggf. helfen, wenn sich jemand nicht sicher ist, was sie/er gut kann.
- Noch mal das Einverständnis einer möglichen Veröffentlichung der Videos thematisieren, um evtl. die Rollenverteilung entsprechend anzupassen.
- Anschließend folgen:
- Planung der einzelnen Filmszenen (z. B. über die Erstellung eines Storyboards)
- Drehorte suchen
- Drehtermine planen, festlegen und durchführen
- Bei Projekten über einen längeren Zeitraum: regelmäßige Redaktionssitzungen, um gemeinsam die Fortschritte des Projekts zu besprechen und die nächsten Schritte zu planen. Dadurch wird sichergestellt, dass alle am Prozess beteiligt und dauerhaft mitgenommen werden.
- Regelmäßiges Sichten und Anhören der Video- und Audioaufnahmen
Info:
Das Storyboard ist eine zeichnerische Version eines Drehbuchs und zeigt mit Zeichnungen oder Bildern, wie die Aufnahme später aussehen soll.

Nachbereitung
- Auswahl der einzelnen Audio- und Filmsequenzen
- Montage der Aufnahmen
- Einfügen von Videoeffekten, Blenden und Bildübergängen
- Erstellung von Intro und Outro des Films
Abschluss
- Videopremiere (ggf. mit Snacks und Getränken) mit allen Beteiligten in einem geschützten Rahmen.
- Wenn die Teilnehmenden einverstanden sind, können dazu auch Verwandte und Freunde eingeladen werden, denen mit Stolz das fertige Video gezeigt wird. Dies fördert das Gefühl von Selbstwirksamkeit und bietet Erfolgserlebnisse.
- Feedbackrunde mit allen Teilnehmenden des Projekts.
- Wenn von allen im Video zu sehenden Beteiligten die Einverständniserklärung vorliegt, kann das Video auf Social Media oder anderen Plattformen, wie dem TV-Lernsender NRWision, veröffentlicht werden. Optional kann gemeinsam mit der Gruppe ein Veröffentlichungstermin festgelegt und ein Plan zur Bewerbung des Films besprochen werden.
- Während des Projekts eine geschützte Umgebung schaffen, in der ein offener und ehrlicher Austausch stattfinden kann.
- Auf ressourcenorientierte Ansätze konzentrieren und eine klare, jugendgerechte Ansprache verwenden. Den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen, auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden eingehen und sie selbst entscheiden lassen, welche Aufgaben sie übernehmen möchten.
- Das Projekt eignet sich gut, um auch jenseits von Sprache in den Austausch zu kommen. In einer Videoredaktion gibt es während der Projektphase viele verschiedene Aufgaben – die Teilnehmenden können Tätigkeiten entsprechend ihrer Interessen, Bedarfe und Fähigkeiten aussuchen.
- Klar ist für alle Beteiligten: Alle, die am Projekt teilnehmen, werden respektiert und geschätzt. Jede einzelne Person spielt eine bedeutsame Rolle und trägt ihren Teil zum Projekt bei.
- Sprachbarrieren können z. B. durch das Erstellen von Storyboards oder das gemeinsame Recherchieren überwunden werden. Fachbegriffe müssen verständlich erklärt und ggf. durch Piktogramme und Bilder ergänzt werden.
Besondere Hinweise zur Arbeit mit Jugendlichen mit Fluchterfahrung
Bei Videoprojekten mit jungen Geflüchteten ist es dringend notwendig, die Persönlichkeitsrechte der Teilnehmenden zu respektieren. Es muss im Vorfeld geklärt werden, wer vor der Kamera gezeigt werden möchte. Alternativ gibt es auch viele Aufgaben hinter der Kamera für die, die das nicht wollen. Von allen, die im Video sichtbar sind, muss eine Einverständniserklärung vorliegen.