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Digital dabei! 8.0 – Junge Geflüchtete partizipieren durch aktive Medienarbeit

Große Sonderpublikation zu acht Jahren Projektarbeit

Titelblatt mit dem Schriftzug 'DIGITAL DABEI! 8.0 Junge Geflüchtete partizipieren durch aktive Medienarbeit' und dem Logo von LAGLM NRW. Darunter Hände verschiedener Hautfarben, die zusammen ein Herz formen.

Acht Jahre Digital dabei! Junge Geflüchtete partizipieren durch aktive Medienarbeit. Das heißt: über 83 Projekte, die in ganz Nordrhein-Westfalen durchgeführt wurden und die zahlreiche junge Geflüchtete erreicht und damit Partizipation ermöglicht haben.

Mit unserer neuen Sonderpublikation, die in Zusammenarbeit mit der Nachwuchsjournalistin Vanessa Wobb (25) entstanden ist, möchten wir die Arbeit und die Meilensteine dieser letzten acht Jahre wertschätzen und gleichzeitig einen Blick darauf werfen, was vor Ort bei unseren Projektpartner*innen passiert ist. Stellvertretend für die Arbeit in ganz NRW schauen wir vier Einrichtungen beim Projekt Digital dabei! über die Schulter. Angereichert werden diese Schulterblicke durch Methodensammlungen und praktische Hilfen für pädagogische Fachkräfte.

Besonders freuen wir uns über das Grußwort der Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI) des Landes Nordrhein-Westfalen, Josefine Paul, und das Interview mit Sarah Kühling, der zuständigen Referentin im Ministerium.

Außerdem kommen die Menschen zu Wort, die bei Digital dabei! die Hauptrolle spielen: die Jugendlichen, die in den Projekten aktiv geworden sind. Pädagogische Fachkräfte, die die Projekte vor Ort durchgeführt haben, kommen ebenfalls zu Wort und geben ihre Erfahrungen und ihr Wissen über die Arbeit mit jungen Geflüchteten weiter.

Wir sind sehr stolz auf das, was unsere Mitglieder in den letzten acht Jahren umgesetzt und erreicht haben, und wünschen allen viel Spaß beim Lesen dieser Sonderausgabe. Das Heft steht unter www.medienarbeit-nrw.de/angebot/publikationen/ zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Die aktive Medienarbeit mit jungen Geflüchteten wurde 2023 landesweit fortgeführt

Neben der Arbeit an der Sonderausgabe wurden in diesem Jahr im Rahmen von Digital dabei! 8.0 mit 13 Partnereinrichtungen wieder viele Projekte in ganz NRW umgesetzt. Die Projekte im Überblick:

Im Rahmen von Digital dabei! 8.0 wurde ein wöchentliches Angebot für junge Geflüchtete durchgeführt, das gut angenommen wurde. Eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer durchliefen die einjährige Xpert-Prüfungsvorbereitung und erhielten nach bestandener Prüfung ein in Europa anerkanntes Xpert-Computer Zertifikat. Für die jüngeren Zielgruppen gab es Gaming-, Coding- und Robotik-Angebote.

Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz, dem Träger der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) der Stadt Bonn, konnte seit Anfang des Jahres ausgebaut werden und bot den Kindern und Jugendlichen jeden zweiten Freitag ein digitales Format. Das Angebot für die in großen Teilen unbegleiteten Jugendlichen umfasst Gaming, Coding sowie das Erlernen des Umgangs mit einem Computer. Die Kinder und Jugendlichen in der ZUE sind erst seit Kurzem in Deutschland und haben noch keine Schulzuweisung.

Zur Unterstützung der Arbeit mit dem Computer werden diese auf die jeweilige Sprache umgestellt, auch die Verwendung von ukrainischen oder arabischen Tastaturen ermöglicht den Zugang. In der zweiten Hälfte des Jahres wurde eine Zusammenarbeit mit dem Café International des Deutschen Roten Kreuzes aufgebaut. Hier wurden für junge Geflüchtete Coding-Angebote mit verschiedenen Robotern durchgeführt.

Das Projekt Digital dabei! 8.0 betreuten ein Musikpädagoge und ein Filmemacher / Medienproduzent gemeinsam. Seit 2018 führen die beiden gemeinsam dieses Medien-projekt im DAS HAUS-die OT durch. Beide pädagogischen Fachkräfte haben Erfahrung in der Netzwerkarbeit zu Institutionen in der Flüchtlingshilfe.

Der Musikpädagoge leitete die Jugendlichen im Erlernen von Instrumenten an. Der Medienproduzent hat das Know-How des Filmedrehens und -schneidens und leitete die Jugendlichen dabei an Kompetenzen in der Film- und Medienarbeit zu entwickeln und auszubauen. Wie in den Jahren zuvor wurde Musik mit Medienarbeit erfolgreich verknüpft. Das Tonstudio ermöglichte es eigene Tracks zu produzieren und dazu Videos zu drehen. Ein erster Auftritt vor Publikum auf der Bühne der Einrichtung war für die Jugendlichen ein sehr motivierendes Ereignis. In der Medienarbeit wurden zudem weitere Aktivitäten der Einrichtung begleitet, so entstand in diesem Jahr erneut ein Film über den alljährlich stattfindenden Skate Contest Concrete Jam. Die Projektarbeit stärkte spürbar das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden. Als besonderer Erfolg ist zu verbuchen, das einzelne Teilnehmer*innen sich über das Projekt Digital dabei! 8.0 hinaus nun in der Einrichtung engagieren. So arbeitet eine Teilnehmerin, die bereits seit Projektbeginn dabei ist, als Honorarkraft im Haus und ein junger Schüler, der seit einigen Jahren kontinuierlich kommt, absolviert gerade ein Praktikum.

Das Projekt ZwischenWelten – Töne, Texte, Lieder im Rahmen von Digital dabei! 8.0 startete im April. Ursprünglich sollte eine wöchentliche Gruppe aufgebaut werden. Aufgrund von vielen Verpflichtungen der interessierten Teilnehmer*innen wurden dann jedoch mehrere Kurzblöcke angeboten. Von April 2023 bis zu den Ferien haben sich die Jugendlichen in 6 Blöcken und dann noch in Einzel- und Kleingruppenterminen mit dem Musiker und Pädagogen Diego Cardoso de Oliveira getroffen.

Die Gruppe mit Jugendlichen ab 13 Jahren war sehr durchmischt in Bezug auf Herkunft, Vorkenntnissen und schulischem Background. Es hat sich ein Kern von sieben Jungen und einem Mädchen etabliert. Für Begeisterung sorgte ein gemeinsamer Vorstellungssong, der sich als guter Einstieg ins Thema herausstellte. Die Jugendlichen konnten anschließend ihre eigenen Themen vertonen. Außerdem wurden zur Anregung von Diego Themenschwerpunkte in den verschiedenen Modulen angeboten. Unter anderem: Was dich bewegt, Space Music – elektronische Beats bauen, Wenn ich könnte, wie ich wollte und Podcast your life.

Sehr spannend war, dass die Teilnehmer*innen diese Vorschläge zum Teil genutzt oder eingebaut haben, aber vor allem den Wunsch hatten die eigenen mitgebrachten Lieder, Ideen und Themen zu vertonen. Die Gruppe traf sich regelmäßig für die jeweiligen Aufnahmen. Einige Teilnehmer*innen hatten bereits fertige Texte im Gepäck und wollten diese aufnehmen und Beats dazu basteln, andere entwickelten allein oder gemeinsam neue Texte. Diego schaffte eine entspannte Atmosphäre und brachte die Jugendlichen auch durch musikalisch spielerische Experimente zusammen. Er berichtet von berührenden Gesprächen, die sich während der Arbeit an den Songs entwickelten. Insgesamt war das Projekt ZwischenWelten – Töne, Texte, Lieder sehr dynamisch und auf unterschiedlichen Ebenen bereichernd für die Teilnehmer*innen.

Das Projekt Digital dabei! 8.0 wurde in Zusammenarbeit mit jungen Geflüchteten aus der Ukraine realisiert, konnte jedoch leider nicht wie geplant durchgeführt werden. Geplant war ein Wochenende in der JuBi Tecklenburg im Dezember. Durch Bahnstreik und einige Krankheitsfälle bei den Jugendlichen konnte das Projekt nur mit einer kleinen Gruppe umgesetzt werden und auch nur verkürzt, da die Anreise erst am Samstag möglich war und kurzfristig keine andere Möglichkeit zur Anreise bestand. Mit den Jugendlichen wurde überlegt, welche Themen für sie wichtig waren. Das waren vor allem der immer noch andauernde Krieg in Ihrem Heimatland und deren Gefühle dazu, die sich zwischen Verständnis und Zuneigung sowie Hass und Streit auf der anderen Seite bewegen.

Die Jugendlichen wollten gerne einen Kurzfilm mit Animationen drehen, in dem Sprache keine Rolle spielt. Durch Farbe, Musik und die Jugendlichen, die selbst eine Rolle übernahmen, entstand ein Kurzfilm, der zeigt, wie aus einem Versehen Streit entsteht, wie sich befreundete Menschen anschreien und streiten, aber auch wie durch den Einfluss von Liebe die Situation ein gutes Ende findet. Im Verlauf der Spielszenen wurden diese spontan mehrfach verändert. Eine Nachbearbeitung war erforderlich da einige Szenen nicht wie gewollt abgebildet/aufgenommen wurden. Durch den Gruppenleiter, der auch als Dolmetscher aktiv war, gelang es gut die Emotionen der Jugendlichen auszudrücken und mit ihnen das Thema zu bearbeiten. Es war ein erfolgreiches Projekt, welches die Jugendlichen nicht nur in die Umsetzung der eigenen Ideen eingebunden hat, sondern auch den Spielraum bot, von den eigenen Planungen abzuweichen. Durch die Kooperation mit einer bereits vorhandenen Gruppe (mit Dolmetscher) konnte in einer vertrauensvollen Umgebung gearbeitet und miteinander diskutiert werden.

Im Projekt Digital dabei! 8.0 wurden in Kooperation mit bonn.digital kreative Workshops angeboten: Dienstag 10.10.2023 – Virtual Reality: Unter der Anleitung von Chris Freund zeigte das bonn.digital-Team den Jugendlichen die Möglichkeiten virtuell Musik zu produzieren. Zu diesem Zweck tauchten die Teilnehmenden in ein VR-Programm ein, welches spielerisch Musik erzeugt. Die lebendige Musik konnte sogar reichlich Laufkundschaft von draußen mobilisieren.

Mittwoch 11.10.2023 – Kreatives Plotten: Das Team vom Makerspace Bonn e.V. lehrte den Jugendlichen Grafiken am Laptop zu erstellen. Diese wurden zuerst mit Hilfe eines Grafikprogramms designt und anschließend geplottet, also als Sticker oder Bügelbilder ausgedruckt. Dadurch lernten die Teilnehmenden den technischen Vorgang und den Umgang mit der Erstellung von Designs. Die Produkte durften nach dem Prozess mitgenommen werden.

Donnerstag 12.10.2023 – DJ*ane Workshop „Erstelle dein eigenes Mixtape“: Michael Münz ist DJ und zeigte den Jugendlichen Programme zur Erstellung von Musik und wie man ein eigenes Mixtape erstellt. Die Jugendlichen produzierten anschließend ihr eigenes Musikset und bekamen über das Thema Zugang zu komplexeren Programmen und Tools.

Donnerstag 19.10.2023 – Digitales Cartoon zeichnen: Eva Ewerar, eine professionelle Comicillustratorin, zeichnete gemeinsam mit den Jugendlichen Comics, sowohl digital auf dem iPad, als auch mit analogen Zeichenmitteln. Die Jugendlichen entdeckten die kreativen Möglichkeiten von digitaler Hardware. Sie förderten ihrer motorischen Kompetenzen und stärkten ihre Kreativität. Die Zeichnungen und Motive, welche am gemeinsamen Tisch in der OT erstellt wurden, wurden anschließend im Jugendzentrum aufgehangen (sofern von den Jugendlichen erwünscht).

Freitag 20.10.2023 – Bildgestaltung mit KI: Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Mit Hilfe von KI lassen sich auch eigene Bilder erstellen, wie Jenni Schwanenberg den Jugendlichen mit Hilfe eines KI-Tools namens Midjourney beibrachte. Die Jugendlichen erhielten Einblicke in die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz und erstellten eigene Bilder mit dem Tool.

Außenansicht des Jugendzentrums St. Cassius

Zwischen Februar und April 2023 wurden sieben Workshop-Termine in Dortmund und Bergkamen durchgeführt und im April fanden die Kinovorführungen auf dem Festival in Dortmund und Köln statt. Das Ziel des Angebots bestand darin, mit jungen Geflüchteten ein 90-minütiges Kurzfilmprogramm für Jugendliche zu kuratieren und dieses von den Teilnehmenden moderieren zu lassen und die Ergebnisse vor Publikum auf dem Festival in Köln und in Dortmund zu präsentieren. Es sollte sich um Filme handeln, die ihre Geschichten mit wenig oder ohne Sprache erzählen können. Die Gruppe setzte sich aus fünf Schülerinnen zusammen, die unterschiedliche Schulformen besuchen. Vier von ihnen stammen aus dem Irak oder aus Syrien und alle haben Fluchterfahrungen. Zur Auswahl standen fünfzehn aktuelle Kurzfilme unterschiedlicher Genres, Machart und Stile. Nach einem ersten Kennenlernen und der Vorstellung des Projekts haben wir einen kleinen Exkurs zum Thema Filmbasics gemacht und hier z. B. den Unterschied zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm erläutert und über die Macharten von Animationen gesprochen. Danach haben wir die Auswahlkriterien diskutiert. Es sollten interessante Filme sein, die für die Altersklasse ab 12 Jahren funktionieren, mit einem wichtigen und bevorzugt auch politisch relevanten Thema. Die Gruppe sprach sich dafür aus, nach dem Mehrheitsprinzip zu entscheiden und die Leitfragen dabei waren: Was interessiert uns? Was ist uns wichtig? Was sollen andere erfahren? Wir haben in mehreren Blöcken, meist am Freitag und Samstag, die Filme gesichtet, diskutiert und analysiert, sodass am Ende die Filme für das Festival gewählt werden konnten.

Die Begründung der Filmauswahl ergab sich in Teilen im Prozess der Filmbesprechung und Analyse. Die Teilnehmerinnen sammelten ihre Argumente, warum genau sie einen Film mochten und entwickelten daraus eine Rohfassung. Bei den Proben zur Präsentation wurden die Texte mehrfach überarbeitet, auf ihre Sprechbarkeit hin überprüft und das Präsentieren eingeübt. Jede Schülerin hat einen Film präsentiert und einen Teil der Anmoderation übernommen.

Das Programm bestand aus insgesamt vier Filmen. Die Reihenfolge der Filme wurde ebenfalls von der Gruppe festgelegt. Die Präsentationen waren ein schöner Erfolg. In Dortmund hat sich eine Lehrerin, die mit ihrer Klasse da war, persönlich bei den Teilnehmerinnen bedankt und ihre gute Performance und ihren Mut gelobt. Sie hat sich gefreut, dass ihre zu Anfang schüchternen Schüler*innen im Verlauf mutiger wurden und gut mitgemacht haben. In Köln gab es ebenfalls Lob für die gute Präsentation und die Begründungen der Filmauswahl wurde positiv von einer mit ihrer Schulklasse anwesenden Lehrerin hervorgehoben. Besonders die Kölner Präsentation war für zwei der Mädchen, die Jüngste und die Schüchternste, eine große Herausforderung. Beide haben nur zu zweit alle Texte vor Publikum präsentiert, die ursprünglich für fünf Teilnehmerinnen geplant gewesen waren. Die drei anderen hatten kurzfristig aufgrund der bevorstehenden Feierlichkeiten für das Fest des Fastenbrechens für diesen Termin ihre Teilnahme abgesagt. Umso schöner war es am Ende für die beiden Präsentierenden, dass sie alles so gut geschafft haben.

2023 wurden insgesamt 152 Teilnehmende zwischen 9 und 27 Jahren erreicht. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, u.a. Äthiopien, Iran, Irak, Syrien und Ukraine. Es wurden etwas mehr Mädchen als bisher erreicht (ca. 75% männlich, 25% weiblich). Mit der Förderung von Digital Dabei 8.0 setzten wir medienpädagogische Angebote bei Kooperationspartnern in der Jugendarbeit im Kölner Raum um. Die medienpädagogische Angebote 2023 umfassten: Gestaltungsangebote mit Plotten zur textilen Gestaltung, Sticker-/Papierdesign, Fotoangebote mit Greenscreen und Rätselfotos sowie Videoangebote mit Dokumentation, Stopmotion und Slowmotion.

Das Prinzip der Umsetzung der Angebote im offenen Bereich der Einrichtungen konnte durchgehalten werden. Aufgrund des großen Andrangs wurden einzelne Aktivitäten, die hohe Konzentration der Teilnehmenden erforderten, in einen separaten Raum verlegt. Zum Abschluss jedes Angebotes wurde mit den Beteiligten besprochen, woran beim nächsten Mal gearbeitet wird. So beteiligten wir die Teilnehmenden und stärkten ihren individuellen Bezug zu unserem Angebot.Bei den Kooperationspartnern ging es um unterschiedliche Schwerpunkte. Im Jugendzentrum Northside stand ein Stadtteilerkundung im Mittelpunkt.

Das Besondere an dem baufälligen „Haus Fühlingen“ wurde untersucht. Um dieses Haus ranken viel Gerüchte aus der Zeit des Nationalsozialismus und danach, denen die Teilnehmenden mit Interviews in einer Videodokumentation auf den Grund gegangen sind. Dabei recherchierten sie, lernten Interview- und Moderationstechniken sowie Grundlagen des Videodrehs und setzten sich mit ihren Ängsten um das Haus auseinander. Bei dieser intensiven Arbeit wurden weitere Honorarkräfte hinzugenommen. Der Prozess förderte das Selbstvertrauen der Teilnehmenden und erweiterte ihren Sprachschatz. Der Ausflug zum „Haus Fühlingen“ war ihr Highlight. Der Abschluss war eine Präsentation vor Familie und Freunden im Jugendzentrum mit viel Beifall.

Beim Selbsthilfe e. V. in Köln-Longerich standen Angebote rund um Greenscreen und Plotten im Mittelpunkt. Die Inhalte wurden mit den Teilnehmenden jeweils für das nächste Mal verabredet. Sie beschäftigten sich dieses Jahr intensiv mit Fußball, da die EM stattfand. Auch Serienheld*innen und Naturmotive spielten beim Greenscreen eine große Rolle. Insgesamt wurde hier deutlich, wie konstruktiv das offene Angebot auf die Gruppenbildung wirkt und sachorientierte Kommunikation untereinander fördert. Im Jugendzentrum der Synagogen Gemeinde Köln nahmen auch junge Geflüchtete aus der Ukraine an den offenen Angeboten teil. Es war eine besondere Atmosphäre, da das Jugendzentrum in der alten Synagoge angesiedelt und der Zugang mit der Einlasskontrolle verbunden ist. Dort setzen wir Angebote rund ums Plotten und Stopmotion um. Sie waren sehr gefragt und es tauchten Themen auf, die den Fachkräften vor Ort bisher nicht bekannt waren und so zu einer intensiveren Auseinandersetzung führten.

Darüber hinaus gab es eine einmalige Aktion mit dem Kölner Flüchtlingsrat, bei der Musik in unserem Studio aufgenommen wurde. Frühere Teilnehmende meldeten sich und wollten ihre Musik aufnehmen. Ein mit dem jfc verbundener und aus Syrien geflüchteter Video- und Musikproduzent übernahm die Produktion.

Das Projekt 2023 befasst sich mit Making and Coding. Der Begriff Making lässt sich ganz einfach mit Bauen, Machen oder Produzieren übersetzen. In unserem Projekt kommen digital gestützte Werkzeuge wie 3D Drucker, CNC-Fräsen, Lasercutter oder Plotter ebenso zum Einsatz wie Lötkolben, Sägen und diverse Werkstoffe.

Beim Coding (auf Deutsch: Programmieren) kommen erste einfache Programmiersprachen, wie z.B. Scratch, zum Einsatz, mit denen Kinder die Logik hinter Programmen verstehen lernen. Mit Hilfe grafischer Bausteine ist der Zugang nicht nur anschaulich, sondern auch spielerischer und erste Projekte sind schnell umgesetzt, die Erfolgserlebnisse bieten. Beim Making geht es darum, Probleme der Realität zu erkennen, Lösungswege zu erarbeiten und diese dann umzusetzen. Diese Denkweise bei den Jugendlichen zu fördern, ermöglicht ihnen einen besseren Einstieg in die Berufswelt.

Das Arbeiten mit analogen und digitalen Werkzeugen bietet viele Möglichkeiten sich kreativ auszuprobieren und auf eine spielerische Art und Weise das Löten, Sägen, (CNC)-Fräsen, Lasern, 3D-Drucken etc. kennenzulernen. Um ihre Lebenswelt aktiv gestalten zu können und Chancen auf einen zukunftsfähigen Beruf zu haben, müssen junge Menschen lernen, digitale Werkzeuge kompetent und kreativ zu nutzen. Hierbei möchten wir speziell junge Geflüchtete unterstützen.

Leuchtendes Acrylschild mit Aufschrift 'CYBER JUGZ 2.0' auf einem Tisch mit Werkzeugen und Kabeln im Hintergrund

Ziel unseres Projekts war es, unsere geflüchteten Besucher an digitale Medien heranzuführen. Der Fokus der ersten Monate lag auf dem technischen Verständnis und dem Erlernen des Umgangs mit den Gerätschaften im Zusammenhang mit der Erstellung von Podcasts und redaktioneller Arbeit. Diese Bausteine wurden im Laufe des Jahres immer mehr zur Selbstverständlichkeit und konnten von den Teilnehmenden meistens eigenständig durchgeführt werden.

Gleichzeitig hat sich die Besucherstruktur der Einrichtung Jahr dahingehend verändert, dass wir einige Jugendliche mit Beeinträchtigungen als neue Besuchende haben und der Bereich der Inklusion stark an Gewicht gewonnen hat. Diese Entwicklung hat sich bis zum Jahresende verstetigt und zu einer völlig neuen Mischung innerhalb der Gruppe geführt. Gleichzeitig wurde dadurch auch der inhaltliche Blickwinkel erneuert und es gab einen neuen Schwung innerhalb des Projekts. Die Überlegungen unserer Teilnehmenden, wie man neue Jugendliche für das Projekt begeistern kann, hat Früchte getragen und entwickelt sich stetig weiter. Durch diese Veränderungen hat das Projekt seinen partizipatorischen Ansatz stets weiterentwickelt und vertieft. Gleichzeitig ist dadurch auch die Anzahl von Teilnehmenden gestiegen. Insgesamt nahmen 45 Jugendliche an dem Projekt teil. Davon hatten 25 eine Fluchtgeschichte. Darunter waren 16 Mädchen, die teilweise gemeinsam mit den Jungen, aber auch teilweise allein an dem Projekt gearbeitet haben. Die hohe Anzahl von Teilnehmenden ist auch dadurch zu erklären, dass sehr zeitnah nach Beginn des Krieges in der Ukraine Geflüchtete in unseren Stadtteil gekommen sind und schnell in die Einrichtung integriert werden konnten.

Im Rahmen von Digital dabei! 8.0 wurde 2023 das Projekt Liebe geht durch den Magen – So schmeckt (meine) Heimat umgesetzt. Gemeinsam mit den beiden ehrenamtlichen Integrationsförderungsinitiativen Hafenschule rechtes Weserufer aus Minden und Mitteinander in Hüllhorst e.V. konnten über 30 Familien mit mehr als 60 Kindern erreicht werden.

Die diesjährige Projektidee war, geflüchteten Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, auch als (medialer und kulinarischer) „Vermittler“ zu agieren. Geplant war eine Radiosendung UND ein internationales Kochbuch zu erstellen. Alle Planungen liefen jedoch ins Leere. So entstand die Idee, Kinder und Jugendliche zu einer Jugendgruppe zu animieren, die sich mit ihrer neuen Heimat aktiv auseinandersetzen, viele Vereine gemeinsam mit Betreuenden zu besuchen und nicht zuletzt eine Mediengruppe zu aktivieren. Nach dem ersten Treffen im Juni war Interesse vorhanden, allerdings waren auch drei Dolmetscher nötig. So ist zu den weiteren Treffen zunächst niemand mehr gekommen. Erst durch die direkte und persönliche Ansprache des Integrationsbeauftragten der Gemeinde Hüllhorst sind zwei Treffen realisiert worden. In Minden bei der Hafenschule, einer weiteren ehrenamtlichen Initiative, konnte das Laternenfest als Treffen genutzt werden. 10 Familien mit ihren Kindern sind dieser Einladung gefolgt.

Der Spaß, den die Jugendlichen bei den Aufnahmen für das Fotobuch hatten, war enorm! Einige Kinder machten von ein und demselben Motiv gleich 20 Aufnahmen und mehr. Das erschwerte zwar die Auswahl des besten Fotos, aber zeigte, dass sie mit Freude dabei waren. Sehr viele Familien waren skeptisch, ob es ihre Sicherheit gefährden könnten, wenn sie zu viel von sich preisgeben. Dennoch konnte am Ende des Projekts ein Foto-Kochbuch mit Rezepten aus verschiedenen Ländern erstellt werden, welches sehr gut bei den Teilnehmenden und ihren Familien angekommen ist. Eine Radiosendung ist leider nicht entstanden. Einerseits, weil die Sendung fast ausschließlich nur aus der (Synchron-) Übersetzung bestanden hätte, andererseits, weil alle Teilnehmenden diesbezüglich von Anfang an sehr zurückhaltend waren.

Im integrativen und inklusiven Projekt Medien machen Spaß im Rahmen von Digital dabei! 8.0 fand sowohl digital also auch zum größten Teil analog statt. Außerdem konnten neue Projektteilnehmende aus der Ukraine gewonnen werden. In diesem Jahr wurden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit geringen digitalen Kenntnissen geschult, damit sich diese leichter in der digitalen Welt integrieren können. Ein großer Teil des Projektes fand in der Einarbeitung in die Prozesse der Filmproduktion mit dem Schwerpunkt in den Bereichen Kamera, Ton, Drehbuch, Schauspiel, Interview und Animation statt. So hatten die Teilnehmenden während der Dreharbeiten die Möglichkeit, ihre neu erlernten Fähigkeiten praktisch einzubringen und zu vertiefen.

Jede*r Teilnehmer*in bekam die Zeit, die sie/er individuell benötigte, um Techniken und Feinheiten zu erlernen und bewegte Bilder aufzunehmen. Außerdem wurden die Themen Stummfilm und Filmmusik sowie digitale Teilhabe und Bildbearbeitung behandelt. Weitere Kenntnisse im Bereich der Animation konnten an einzelne Teilnehmende vermittelt werden. Während des Projekts waren die Teilnehmenden innerhalb NRWs viel unterwegs und nahmen das Angebot für eine Dokumentationsreise nach Hamburg sehr gerne an.

Innerhalb der Teilnehmenden gab es die Anfängergruppe, die den Umgang mit dem Internet und den technischen Geräten von Grund auf erlernen wollte, und die Fortgeschrittenengruppe, die ihre vorhandenen Kenntnisse vertieften und den Anfängern Hilfestellungen gaben. Ein großes Thema innerhalb der Workshops war Gefahren im Internet. Das Bewusstsein hierfür konnte geschärft werden.In der Abschlussveranstaltung wurde das Projekt mit allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen reflektiert. Die Teilnehmenden sind an einer Fortsetzung des Projektes sehr interessiert.

Im Verlauf des Jahres 2023 wurden von Kanal 21 dreizehn Digital-Bildungsangebote mit jungen Geflüchteten realisiert. Diese fanden stets in Zusammenarbeit mit kooperierenden Einrichtungen statt, wobei das Projekt Angekommen in Deiner Stadt Bielefeld von besonderer Bedeutung war.

In den ein- und mehrtägigen Angeboten ging es meist um Inhalte aus dem Bereich kultureller Teilhabe sowie immer wieder auch um berufliche Orientierung. Im Zuge dieser inhaltlichen Auseinandersetzungen wurden den Teilnehmenden vielfältige digitale und medien-technische Kompetenzen vermittelt. So konnten in dem produktbezogenen Lernrahmen sechs Ausgaben des Formates Grenzenlos TV realisiert werden. Ein besonderes Highlight im Verlauf von 2023 stellte in den Sommerferien die Durchführung von mehreren Workshops dar, die in die Aufzeichnung einer mehrteiligen Quizshow vor Publikum mündete. Die Sendungen werden via NRWision in zehn Millionen Kabelhaushalte verbreitet und sind in der Mediathek des TV-Lernsenders für NRW sowie unter www.kanal-21.tv/search?query=Grenzenlos  dauerhaft abrufbar.

Im Projekt Art Phone im Rahmen von Digital dabei! 8.0 stand die kreative Auseinandersetzung mit dem Smartphone im Vordergrund. Ziel des Projektes war, dass die an der Aktion teilnehmenden Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit erhalten, das Smartphone nicht nur als Konsumgegenstand zu betrachten, geteilte Inhalte auf den verschiedenen sozialen Medien zu konsumieren oder Spiele zu spielen, sondern selbst zu Akteur*innen werden, die mit Hilfe des Smartphones eigene Kunst entstehen lassen. Daher auch der gewählte Projekttitel, in welchem der Begriff „smart“ im Wort Smartphone durch den Begriff Art (englisch für: Kunst) ersetzt wurde.

Zu Beginn des Projektes wurde den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, sich in Kleingruppen darüber auszutauschen, welche Bedeutung das Smartphone für den Einzelnen hat und wie viel Zeit man an dem eigenen Endgerät mit welchen Inhalten verbringt. Um die gesammelten Eindrücke zu verdeutlichen, malten die Teilnehmenden jeweils ein Smartphone auf ein Blatt und befüllten dieses mit den für sie wichtigen Inhalten. Auf der anderen Seite stand aber auch die Frage im Raum, welche Ideen die Einzelnen haben, wenn sie den Begriff „Art Phone“ hören.

Darauf aufbauend hat die Gruppe mit einer Mindmap den Begriff erst einmal auseinandergenommen, Assoziationen dazu aufgeschrieben und anschließend gemeinsame Ideen entwickelt. Zur Inspiration zeigten sie einander zum Beispiel, welche Videoinhalte sie gerne sehen. Andere hatten bereits auf den verschiedenen sozialen Netzwerken, wie Instagram und TikTok, eigene kurze Videos hochgeladen und präsentierten diese. So tauschte man sich unter anderem ebenfalls darüber aus, welches Tipp & Tricks es gibt oder welches Videoprogramm am besten geeignet sei.

Aufbauend zu den Erfahrungen der letzten Medienprojekte stand in diesem Projekt Niedrigschwelligkeit an höchster Stelle. Mit der gekauften Hardware konnte ein leichter Zugang zu den Inhalten dieses Projektes gewährleistet werden. In den darauffolgenden Gruppenarbeiten wurden zunächst die beiden Smartphones gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen in Betrieb genommen, aktualisiert und mit Apps beladen, welche sie als hilfreich erachteten. Daraufhin wurde weitere Hardware in Betrieb genommen und auf den beiden Smartphones mit der jeweiligen App installiert und synchronisiert. Schnell begannen die jeweiligen Teilnehmenden des Projektes selbstbestimmt das jeweilige Smartphone in die Hand zu nehmen und zu Akteur*innen, Kameraleuten, Regisseur*innen, Drehbuchautor*innen und Cutter*innen zu werden.

Einige partizipierten bereits am Inhalt des Instagram Accounts der Einrichtung und luden zum Beispiel tagesaktuelle Videos (Instagram Stories) hoch. Weitere Ergebnisse werden als Video auf dem YouTube Kanal der Einrichtung (https://www.youtube.com/@takefive_bs6244/videos) erscheinen.