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Digital dabei! 9.0 – Junge Geflüchtete partizipieren durch aktive Medienarbeit

Die aktive Medienarbeit mit jungen Geflüchteten wird 2024 landesweit fortgeführt

In 2024 werden im Rahmen des Projektes Digital dabei! 9.0 insgesamt 13 Einrichtungen (Mitglieder der LAG LM) junge Geflüchtete an den kompetenten Umgang mit Medien heranführen. Aktive Medienarbeit hält vielfältige kreative Methoden bereit, den sozialen Nahraum zu erkunden, mit Einheimischen persönlich in Kontakt zu treten und die eigene Perspektive medial in die Öffentlichkeit zu bringen.

Die 13 Teilprojekte aller teilnehmenden Einrichtungen werden im Folgenden vorgestellt:

Im Rahmen von Digital dabei! 9.0 wurde ein wöchentliches Angebot für junge Geflüchtete durchgeführt, das gut angenommen wurde. Das Angebot umfasste Gaming, Coding, Robotik, Greenscreen sowie Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungen und Referaten. Die Jugendlichen fühlten sich sehr wohl. Viele waren insbesondere am Gaming interessiert, ließen sich aber auch gerne vom Coding mit Robotern begeistern. Viele der Jugendlichen, die dieses Angebot nutzten, kommen seit Jahren in die Einrichtung, teilweise seit Beginn des Projekts im Jahr 2016. Für Jugendliche aus der ZUE (Zentralen Unterkunftseinrichtung) wurden in der ersten Jahreshälfte Workshops mit Robotik (Ozobots und Cubetto) angeboten. Die Jugendlichen in der ZUE sind erst seit Kurzem in Deutschland und haben noch keine Schulzuweisung. Zur Unterstützung der Arbeit mit dem Computer stellten wir diese auf die jeweilige Sprache um und nutzten ukrainische oder arabische Tastaturen, um den Zugang zum Computer zu ermöglichen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Café International des Deutschen Roten Kreuzes wurde weitergeführt, ebenfalls mit Coding-Angeboten mit verschiedenen Robotern.

Das Projekt Digital dabei! 9.0 betreuten ein Musikpädagoge und ein Filmemacher / Medienproduzent. Seit 2018 führen die beiden gemeinsam dieses Medienprojekt im DAS HAUS – die OT durch. Beide pädagogischen Fachkräfte haben Erfahrung in der Netzwerkarbeit zu Institutionen in der Flüchtlingshilfe. Der Musikpädagoge leitete die Jugendlichen im Erlernen von Instrumenten an. Der Medienproduzent vermittelte den Jugendlichen Kompetenzen in der Film- und Medienarbeit. Wie in den Jahren zuvor wurde Musik mit Medienarbeit erfolgreich verknüpft. Das Tonstudio ermöglichte es eigene Tracks zu produzieren und dazu Videos zu drehen. Im Laufe des Jahres 2024 sind sechs Songs entstanden, zu denen zum Teil auch Videoclips gedreht wurden.

Ein anderes Projekt war die Begleitung von Aktivitäten im Haus mit der Kamera. Die Jugendlichen agierten dabei vor und hinter der Kamera und lernten den Umgang mit Schnittprogrammen wie iMovie und CapCut.

Darüber hinaus wurden mit der Spielesoftware Dreams eigene Computerspiele kreiert. Insgesamt erlebten die Teilnehmenden im Projekt, dass ihre Wünsche gehört, Ideen umgesetzt und wertgeschätzt wurden und Gemeinschaft gelebt wurde.

Das Angebot Offene Werkstatt: Making & Upcycling wurde von März bis Dezember 2024 im soziokulturellen Jugendzentrum durchgeführt. Einmal pro Woche hatten Jugendliche mit Fluchterfahrung die Möglichkeit, für drei Stunden kreativ zu arbeiten, zu experimentieren und neue Fertigkeiten zu erlernen. Dabei lag der Fokus auf nachhaltigem Arbeiten durch Upcycling und Making-Projekte. Leistungsstarke Technologien wie ein 3D-Drucker, Lötkolben, sowie Tutorials und professionelle Hilfestellung standen den Jugendlichen im MakerSpace zur Verfügung.

Während der Projektlaufzeit wurden verschiedene Upcycling- und Making-Techniken vorgestellt und ausprobiert. Besonders beliebt waren:

  • Bau von Vibrobots & Miniroboter aus recycelten Materialien und kleinen Motoren
  • Kreative Gestaltung und Reparatur von Alltagsgegenständen
  • Einsatz von einfachen elektronischen Komponenten für Projekte, wie Leuchtkarten oder Kipplichter
  • Aufwendige Einzelstücke, wie ein Karussell und 3D Drucke
  • Verwendung von nachhaltigen Materialien zur Förderung des Umweltbewusstseins

Der MakerSpace bot einen Raum für Begegnung und kreatives Gestalten. Die Jugendlichen haben sich gegenseitig geholfen, wodurch sprachliche Fähigkeiten sowie Toleranz und gegenseitiger Respekt gefördert wurden.

Die Teilnehmenden konnten die fertiggestellten Werke am Ende mit nach Hause nehmen, was zu positiven Rückmeldungen geführt und für Begeisterung gesorgt hat.

Im Projekt Digital dabei! 9.0 wurden in Kooperation mit bonn.digital kreative Workshops angeboten:

24.10.2024 & 12.12.2024 – Rappen mit KI: Unter Anleitung einer Fachkraft konnten Jugendliche mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Rap-Texte produzieren. Das Angebot konnte reichlich Interessierte mobilisieren.

04.11.2024 – Erstellung des eigenen Mixtapes: Zwei DJ’s zeigten den Jugendlichen Programme zur Erstellung von Musik und wie man ein eigenes Mixtape erstellen kann. Im Zuge dieses Angebots stellten die Referenten in der Einrichtung ihre Mischpulte auf und brachten den Teilnehmenden ihr Handwerk näher. Die Jugendlichen produzierten ihre eigene Playlist und bekamen über den Workshop Zugang zu komplexeren Programmen und virtuellen Tools.

07.11.2024 – Berufe entdecken mit der VR-Brille: Mit Hilfe einer VR-Brille konnten die Jugendlichen über 100 Berufe virtuell erkunden und Azubis durch ihren Ausbildungstag begleiten. Unter Anleitung von Holger Krause vom Berufsinformationszentrum Bonn sammelten die Teilnehmenden auf sehr niederschwellige und spannende Weise Eindrücke aus der Berufswelt.

Außenansicht des Jugendzentrums St. Cassius

Der Workshop Do You Speak Film? – Digital dabei 9.0 ermöglichte es Jugendlichen mit Fluchthintergrund, ein Filmprogramm zu kuratieren und auf dem Internationalen Frauen Film Fest Dortmund+Köln 2024 vor Publikum zu präsentieren. Die Akquise der Jugendlichen gestaltete sich deutlich aufwendiger. Erstmals musste eine ganz neue Gruppe gefunden werden. Dank der Unterstützung von Nocase Inklusive Filmproduktion konnte ein Kontakt zu einem Dolmetscher in Haltern am See hergestellt werden, der viel mit geflüchteten Jugendlichen arbeitet.

Insgesamt fanden im März und April 2024 sieben Workshop-Tage statt, meist an Samstagen. Die Blocktage enthielten: Kennenlernen und Vorstellung des Projekts, „Warmup“ Filmwissen (was sind Unterschiede zwischen Dokumentar- und Spielfilmen, was sind Animationsfilm-techniken), Festlegen der Auswahlkriterien und Leitfragen, Sichtung und Besprechung der Filme in mehreren Blöcken, Filmauswahl sowie Formulierung und Einüben von Begründungen der Filmauswahl. Die Begründung der Filmauswahl ergab sich teilweise während der Filmbesprechung. Die Teilnehmenden sammelten ihre Argumente, warum genau sie einen Film hinsichtlich seiner Machart und/oder des Themas mochten. Bei den Proben zur Präsentation wurden die Texte mehrfach überarbeitet, auf ihre Sprechbarkeit hin überprüft und das Präsentieren eingeübt. Bei einem Termin war eine Teilnehmerin aus dem Workshop des letzten Jahres anwesend, damit sie von ihren Erfahrungen berichten konnte.

Die Präsentation der Ergebnisse auf dem Festival am 18.4.2024 in der Schauburg Dortmund war mit über 100 Personen verschiedener Nationalitäten sehr gut besucht. Die vier Jugendlichen, die bei der Präsentation anwesend waren, trugen jeweils eine Filmbegründung vor, teilweise auf Russisch (hier übersetzte der Dolmetscher ins Deutsche), teilweise auf Deutsch (hier übersetzte der Dolmetscher ins Englische).

2024 gab es erstmals eine Zusammenarbeit mit dem Jugendmigrationsdienst des Internationalen Bund für soziale Arbeit ( JMD IB). Von Mai bis Dezember stand in Absprache mit den Teilnehmenden die Produktion von Radiosendungen im Mittelpunkt. Zunächst überlegten sie sich ein Thema. Sie entschieden sich für eine Sendung zu ihren Lieblingsthemen, eine Spaßsendung („Ah soooo – das JMD Spaßradio“) und eine zum Thema Bräuche und Rituale zur Weihnachtszeit. Zwei Sendungen wurden auf NRWision im Account des jfc veröffentlicht. In dem Prozess lernten die Teilnehmenden die Audioaufnahmegeräte kennen, übten Interviewsituationen und setzten sich mit verschiedenen Aspekten der Moderation auseinander. Besonders beeindruckend war das Interview einer Ukrainerin mit einem ehemaligen Kriegsreporter. Die Sendung wurde zusätzlich im Bürgerfunk bei Radio Köln im Januar 2025 ausgestrahlt.In der Zusammenarbeit mit dem Förderverein der GGS Konrad Adenauer in Köln-Porz beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Roma-Märchen, welche sie als Audio-Produktion erstellen wollten. Sie suchten Geräusche aus, die die Inhalte untermalten, verteilten die Rollen und übten das Lesen der Texte. Sie lernten ein Aufnahmestudio kennen und befassten sich mit Schnitttechnik und dem Einsprechen der Texte. Das Märchen wurde auf NRWision veröffentlicht.

Spaß-Radio anhören unter: www.nrwision.de/mediathek/jfc-medienzentrum-das-jmd-spassradio-mit-dem-jugendmigrationsdienst-koeln-241024/

Das Märchen anhören unter: www.nrwision.de/mediathek/es-war-einmal-weil-es-licht-war-ein-roma-maerchen-241206/

Im Jugendzentrum Northside, Träger Jugendzentren gGmbh im Stadtteil Köln-Chorweiler, stand die Ausstellung zur Einwanderungsgeschichten im Stadtteil im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden beschäftigten sich mit einem Thema aus dem Stadtteil und knüpften mit dem Video „Menschen in Chorweiler“ an die Ausstellung von 2008 an: „Geschichte Chorweilers – Geschichte der Einwanderung“. In dem Prozess beschäftigten sie sich mit Internetrecherche und Digitalisierung der alten Ausstellung, sichteten die Exponate, entwickelten ein Konzept für die neu zu führenden Interviews, trainierten die Interviewführung vor der Kamera und begleiteten die Ausstellungseröffnung. Durch die intensive Arbeit wurden einige Kinder und Jugendliche sicherer im Auftreten, klarer in ihren Formulierungen sowie ihrer Aussprache. Ihr Umgang mit PC, Maus, Tastatur und Scanner war am Ende sicherer. Am 30.8. war die Ausstellungseröffnung im Bürgercafé Chorweiler.

Die Kölner Selbsthilfe e. V., Köln-Longerich, kooperiert mit dem nahegelegenen SKM-Flüchtlingswohnheim. Die Kinder und Jugendlichen beschäftigten sich mit Greenscreen-Fotos mit Motiven rund um Natur, Weltall und die EM. Außerdem wurde geplottet und mit Siebdruck gearbeitet.

Umgesetzt wurde das Projekt im Jugendzentrum.digital, einer Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Die Jugendlichen wurden von einem im Making und Coding-Bereich erfahrenen Informatiker zusammen mit einem hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeiter begleitet. Das Angebot wurde integrativ gestaltet, damit eventuelle Vorurteile untereinander abgebaut werden können und ein gemeinsames Miteinander entsteht. Das Projekt verlief insgesamt sehr gut, auch wenn es aufgrund der Auflösung von zwei Geflüchteten-Einrichtungen im näheren Umfeld herausfordernd war, die Zielgruppe zu erreichen. Über eine Mitarbeiterin des Kommunalen Integrationszentrums Köln konnten Kontakte zu Schulen mit Integrationsklassen mit geflüchteten Ukrainer*innen hergestellt werden, die am Angebot teilgenommen haben.

Die jungen Geflüchteten haben sich meist gut eingefunden und fühlten sich schnell als Teil der Gruppe. Die Kommunikation lief in der Regel gut, da viele von ihnen bereits gute Deutschkenntnisse haben. Zum Einstieg wurde mit dem 3D-Drucker und Laser gearbeitet. Es wurden u.a. Schlüsselanhänger, Zimmerschilder sowie Gegenstände und Figuren für von den Teilnehmenden erdachte Phantasiewelten kreiert und gedruckt. Ein weiteres Projekt war das Erstellen von Bürstenrobotern („Wirbelwind“). Hier wurden den Jugendlichen die Grundkenntnisse von Stromkreisen erklärt. Außerdem konnten sie ihre „Bürstis“ mittels Heißklebepistolen und Dekoelementen verzieren und so verschiedene Kreaturen kreieren.

Beim Basteln von LED-Schilder konnten sich die Teilnehmenden ein individuelles Motiv im Internet suchen, welches dann mit dem Laser Cutter auf Acryl graviert und ausgeschnitten wurde. Mit der Software Blockly wurden an mehreren Terminen „Dash Bots“ zum Fahren, Tanzen oder Sprechen gebracht und den Teilnehmenden so die Blockprogrammierung beigebracht. Für einen einfachen Einstieg ins Programmieren hat sich auch das MaKey MaKey bewährt und schon nach kurzer Zeit haben die Teilnehmenden damit ein Musikinstrument hergestellt und waren sehr motiviert weitere Möglichkeiten auszuprobieren.

Zum Ende des Projektzeitraumes haben wir uns noch mit dem Plotter beschäftigt. Die Jugendlichen konnten sich im Internet beliebige Vorlagen aussuchen oder eigene Grafiken entwickeln, die dann über die Software „Silhouette“ mit dem Plotter aus verschieden farbigen Folien ausgeschnitten wurden. Nach dem Entgittern der geschnittenen Folien, konnten die Teilnehmenden ihre Vorlagen mit der Hitzepresse auf bspw. Turnbeutel aufbringen. Wer wollte, konnte zudem seinen Namen auf den Beutel pressen. Hier wurden die unterschiedlichsten Varianten kreiert.

Alle gebastelten Projekte konnten von den Teilnehmenden mit nach Hause genommen werden.

Leuchtendes Acrylschild mit Aufschrift 'CYBER JUGZ 2.0' auf einem Tisch mit Werkzeugen und Kabeln im Hintergrund

Ziel unseres Projekts war es, unsere geflüchteten Besuchenden mit dem Thema Film und Video vertrauter zu machen. Viele Besuchende nutzen ihre mobilen Endgeräte zwar für Schnappschüsse oder kleine Videos, jedoch nicht in einem redaktionellen/inhaltlichen Kontext.

In den ersten Monaten wurde viel überlegt, wie man einen redaktionellen Inhalt für Videos erstellen kann, welche Themen für die Teilnehmenden wichtig sind und was sie der Öffentlichkeit zeigen möchten. In der Gruppe wurden in der Folge Skripts erstellt und inhaltlich viel experimentiert. Dabei war es wichtig, eine gemütliche, sichere und fast familiäre Atmosphäre zu gewährleisten.

In der sehr heterogenen Gruppe spielten immer wieder Themen wie aktuelle militärische und politische Auseinandersetzungen im globalen Raum eine Rolle, was ein gutes Vorankommen erschwerte. Dennoch entstanden im Laufe des Projekts eine Menge Kurzfilme. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Vorstellung der Einrichtung in unterschiedlichen Sprachen mit Blick auf die inhaltlichen Angebote des Jugendtreffs sowie die unterschiedlichen Räume der Einrichtung. Mit Unterstützung wurden die Videos dann geschnitten und der Öffentlichkeit im Stadtteil bei Veranstaltungen vorgestellt. Eine Veröffentlichung in den Sozialen Medien wird noch vorbereitet und wird zeitnah geschehen. In diesen Punkten gab es von Teilnehmenden noch Diskussionsbedarf hinsichtlich des Veröffentlichungsrahmens. Das Projekt endete mit einem gemeinsamen Abendessen.

Unter dem Titel Trick 17 – oder: Wie mache ich mit meinem Smartphone Fotos, die sonst niemand hat?! wurde jungen Menschen mit Fluchterfahrung auf spielerische, fantasievolle Weise ein neuer Umgang mit dem Smartphone gezeigt. Das Smartphone ist bei allen gleichermaßen ein nicht wegzudenkender Teil ihres Kontaktes zur Heimat und zu Gleichgesinnten. Den Teilnehmenden wurden Foto-Tricks gezeigt, mit denen außergewöhnliche Bilder erstellt werden können.

In Kooperation mit der Flüchtlings-Initiative Hafenschule rechtes Weserufer konnten Teilnehmende für das Projekt gewonnen werden. Da gemeinsame Vor-Ort Treffen schwierig umzusetzen waren, wurde eine WhatsApp Gruppe erstellt, in der die erstellten Fotos präsentiert und gemeinsam reflektiert wurden.

Die Teilnehmenden hatten großen Spaß daran, drauflos knipsen zu können, haben sich gegenseitig Tipps gegeben und viele Bilder gemacht. Bei einem Vor-Ort-Treffen stand das Thema „Spiel mit Licht-Aktion“ im Fokus, bei dem verschiedene Witterungs- und Licht-Verhältnisse und deren Auswirkung auf Fotos besprochen wurden. Aus den Bildern wurde zum Abschluss des Projekts ein Fotobuch entwickelt, welches beim Abschlusstreffen im Dezember allen gezeigt und bei einem gemeinsamen Essen besprochen.

Im Rahmen der Redaktion PLUS (als ergänzendem Teil unserer bestehenden Lehr- und Lernredaktionen townload-tv.de und dem YES-Magazin) konnten verschiedene thematische Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene mit Fluchthintergrund realisiert werden. Die jeweiligen Themenvorschläge gewährleisteten erfolgreich lokale, regionale sowie darüberhinausgehende Bezüge zur Lebenswirklichkeit der Teilnehmenden und Begegnungen mit Menschen verschiedener kultureller, politischer und gesellschaftlicher Hintergründe. Den Teilnehmenden mit Fluchterfahrung wurde vor, während und nach den regulären Angeboten eine unterstützende Beratung angeboten, die auf positive Resonanz stieß.

Die erste Gruppe arbeitete in einer zweiwöchigen intensiven Redaktionsphase tiefgehend zu von ihnen selbst gewählten Schwerpunktthemen. Die inhaltliche Tiefe wurde durch eine detaillierte Recherche der Kleingruppen und entsprechend konstruktives Feedback in den regelmäßig stattfindenden Redaktionssitzungen der gesamten Gruppe deutlich. Den Kleingruppen gelang es in Zusammenarbeit mit dem Kulturhistorischen Verein Borbeck eine Zeitzeugin für ein Videointerview zu gewinnen. Außerdem erhielten die Teilnehmenden für die Recherche Zugang zu deren Zeitungsarchiv. Die Jugendlichen brachten ihre unterschiedlichen Stärken in die Gruppe ein und ergänzten sich sehr gut gegenseitig, sodass die peer-education erfolgreich umgesetzt wurde.

Im nächsten Projekt befassten sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Themen-schwerpunkten. Einerseits stand kulturelle Beteiligung in Form einer Kunstausstellung zu familiären Beziehungen im Fokus. Teilnehmende erarbeiteten dazu eine Dokumentation, für die sie u.a. die Künstlerin interviewten und Umfragen unter Besuchenden durchführten. Andererseits befassten sich die Teilnehmenden mit zivilgesellschaftlichem Engagement am Beispiel des Themas Verkehrswende und betrachteten Möglichkeiten der zivilgesellschaftlichen Beteiligung sowie dem zivilgesellschaftlichen und politischen Umgang im Verlauf der letzten Jahrzehnte.

Ein weiteres Workshopangebot umfasste Projekttage zu (lokalhistorischer) Erinnerungskultur am Beispiel von Stolpersteinen. Die Teilnehmenden bereiteten einen Tag mit mehreren Stolpersteinverlegungen im Essener Stadtgebiet inhaltlich sowie deren medientechnische Begleitung vor. Dazu befassten sie sich mit unterschiedlichen Formen der Erinnerungskultur und warum Stolpersteine als Form individueller und kollektiver gesellschaftlicher Erinnerung verlegt werden. In diesem Rahmen fand eine Exkursion in die Alte Synagoge Essen statt, um den Teilnehmenden jüdisches Leben heute nahbarer zu machen. Außerdem wurde erzwungene Migration im Nationalsozialismus thematisiert und wie diese in der heutigen Erinnerungskultur der Mehrheitsgesellschaft Beachtung findet. Vor und nach den Stolpersteinverlegungen führten die Teilnehmenden Umfragen und Interviews u.a. mit zivilgesellschaftlich engagierten Personen aus der Stadtgesellschaft, Politiker*innen, Expert*innen sowie Angehörigen der Personen, derer durch die Stolpersteine erinnert wird. Aus dem gesammelten Material erstellte ein redaktionelles Kernteam anschließend Medienbeiträge. Die Ergebnisse wurden auf einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung vorgestellt und anschließend veröffentlicht.

 

Ein Jugendlicher sitzt an einer Fernsehkamera und filmt eine Veranstaltung. Mehrere Menschen sitzen in einem Veranstaltungsraum und unterhalten sich.

Das integrative und inklusive Projekt Filmen vernetzt fand vom 01.02.2024 bis zum 31.12.2024, sowohl digital also auch zum größten Teil analog statt. Im Projekt wurden Jugendliche und junge Erwachsene mit geringen digitalen Kenntnissen geschult, damit sich diese leichter in der digitalen Welt integrieren können. Die Teilnehmenden mit Fluchthintergrund kamen aus ganz NRW, was für eine spannende und vielfältige Gruppe sorgte. Die Teilnehmenden wurden in alle Prozesse der Filmproduktion (Kamera, Ton, Drehbuch, Schauspiel, Interview und Animation) geschult. Sie hatten die Möglichkeit, während der Dreharbeiten ihre neu erlernten Fähigkeiten praktisch einzubringen und zu vertiefen. Jede*r Teilnehmer*in bekam die Zeit, die individuell benötigt wurde, um Techniken und Feinheiten zu erlernen. Im Laufe dieses Jahres lag der Schwerpunkt auf der Erstellung von Interviews und der schauspielerischen Darstellung. Es wurden zahlreiche Ideen für Filme gesammelt, wobei besonders die kreative Zusammenarbeit im Vordergrund stand. Ein bemerkenswerter Aspekt des Projektes war die enge Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden.

Man einigte sich schnell auf das Märchen Schneewittchen als Filmthema. Dabei stand die Erstellung von Drehbüchern im Vordergrund. Aufgrund der regelmäßigen Aufnahme neuer Teilnehmenden und die hohe Motivation der Gruppe kam es immer wieder zu Änderungen der Story.

Diese Dynamik förderte eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Konzepte und ermöglichte eine Vielzahl von kreativen Ansätzen, die das Projekt bereicherten. Durch die enge Zusammenarbeit und den regelmäßigen Austausch entwickelte sich ein starker Zusammenhalt innerhalb des Filmteams. In der Abschlussveranstaltung wurde das Projekt mit allen Teilnehmenden reflektiert, die alle sehr interessiert an einer Fortsetzung des Projektes sind.

Im Verlauf des Jahres 2024 wurden von Kanal 21 fünfzehn Digital-Bildungsangebote mit jungen Geflüchteten realisiert. Diese fanden stets in Zusammenarbeit mit kooperierenden Einrichtungen statt, wobei das Projekt Angekommen in Deiner Stadt Bielefeld von besonderer Bedeutung war. Es fanden Kurzworkshops zu Kameraführung und Interviewtechniken statt, ein Wochenendworkshop zur Dokumentation eines Laterna Magica Kunstprojektes sowie Kurzworkshops zu unterschiedlichen Ausbildungsberufen.In den ein- und mehrtägigen Angeboten ging es meist um Inhalte aus dem Bereich kulturelle Bildung, sprachliche Förderung sowie Berufsorientierung. Im Zuge dieser inhaltlichen Auseinandersetzungen wurden den Teilnehmenden vielfältige digitale und medien-technische Kompetenzen vermittelt. Es konnten sechs Ausgaben des Formates Grenzenlos TV realisiert werden. Die Sendungen wurden via NRWision in zehn Millionen Kabelhaushalte verbreitet und sind in der Mediathek des TV-Lernsenders für NRW sowie unter www.kanal-21.tv/search?query=Grenzenlos  dauerhaft abrufbar.

In der aktiven Gestaltung von eigenen Medienprodukten liegt für die Zielgruppe der Geflüchteten ein besonders großes Potenzial, weil diese der Förderung des Erwerbs von sprachlicher Kompetenz dienen. Die hieraus entstehenden Medienprodukte stellen dabei den Ausdruck eigener Interessen, Sichtweisen und beruflicher Neigungen der Teilnehmenden dar.Die meisten Filmbeiträge der jungen Geflüchteten werden über den TV-Lernsender „NRWision“ verbreitet, der bundesweit von bis zu 10 Millionen Kabelhaushalten empfangen werden kann und dessen Mediathek weltweit über das Internet abrufbar ist.

In dem Projekt „Instrumensch – Beats for Peace“ erhielten Besuchende der OT Take Five die Möglichkeit, sich sowohl filmisch als auch musikalisch mit dem Thema Frieden auseinander-zusetzen. Mithilfe leicht zugänglicher Hard- und Software und inspiriert durch traditionelle Klänge der jeweiligen Heimaten der Teilnehmenden, wurden eigene Musikstücke produziert. Der kreative Prozess wurde ebenfalls durch die Teilnehmenden dokumentiert. Als Einstieg wurden in gemeinsamen Gesprächsrunden Songbeispiele aus den Heimatländern der Teilnehmenden sowie aktuelle Musikerscheinungen und Stücke zum Thema Frieden angehört. In den darauffolgenden Wochen wurden Probeeinheiten im Tonstudio der Einrichtung durchgeführt. Ziel hierbei war es herauszufinden, welche Rollen die Teilnehmenden im Projekt übernehmen können.

Relativ schnell kristallisierte sich heraus, wer gerne vor- und wer lieber hinter der Kamera stehen wird. Dank den Erfahrungswerten der vergangenen Medienprojekte wurden die einzelnen Rollen unter den Jugendlichen eigenständig verteilt. Einige der Teilnehmenden schlüpften intrinsisch motiviert direkt in die Rollen der Filmcrew, Kameraleute und Regisseure. Sie gestalteten außerdem das Logo und halfen beim Schnitt mit. Anders war es bei den Protagonisten vor der Kamera. Beide begeisterten sich für die Idee des Projekts, haben selbst bereits eigene YouTube Kanäle, standen jedoch noch nie aktiv vor der Kamera. In den gemeinsamen Einheiten erhielten sie immer wieder die Gelegenheit das Filmmaterial zu sichten und sich selbst visuell wahrzunehmen und das erste Mal die eigenen Stimmen zu hören.

Die Kurzdokumentation zum Projekt wird auf dem offiziellen YouTube Kanal der OT Take Five veröffentlicht: